Narrenzunft  Elzach e.V.

Wir bringen Euch die frohe Kunde, frei ist der Narr zu dieser Stunde!

Die Elzacher Fasnet


Die Elzacher Fasnet - Bild: Erwin Krumm

Bild NZE von Erwin Krumm: Schuttigumzug mit dem schwarzen Teufel, Fahnenträger mit Begleiter, Schuttig, Nachtwächter und si Wieb, Taganrufergruppe mit Buch, Mattedatscher und Laterne

Kurze Geschichte der Elzacher Fasnet:

 

Da Elzach im Laufe seiner Geschichte wiederholt von schrecklichen Bränden heimgesucht wurde, ist der Quellenbestand für die Elzacher Stadtgeschichte und speziell für die Fasnet sehr überschaubar. Trotzdem ist es möglich, Erscheinungsformen der Fastnacht in Elzach recht weit zurückzudatieren. Der älteste urkundliche Beleg zur Fastnacht stammt aus dem Jahre 1530. „Item Her Hanß Mayenblut, Hanß Nagolt und ich verzert II ß, als mir von wegen der Pfar und Faßnacht Kiechlins gehandlet haben“. Es handelt sich hierbei um ein Güterverzeichnis des St. Margaretenstiftes Waldkirch, in dem angefallene Zehrgelder zusammengestellt wurden.

Anhand einer anderen Quelle von 1670 wird deutlich, dass bereits damals Umzüge stattgefunden haben mussten. Auch sollen „allerhand Faßnacht Spill, und Dotten Däntz“ stattgefunden haben. Noch heute beschränkt sich die Teilnahme am traditionellen Fastnachtsspiel auf die Bewohner der Kernstadt Elzach, sowie der Gemeinden Biederbach, Katzenmoos, Prechtal und Yach – dem alten Kirchspiel.

Taganrufen Alfing ca. 1925-1930

Bild NZE: Taganrufen Alfing ca. 1925-1930

Der Höhepunkt der Elzacher Fasnet bildet das Taganrufen – ein Narrengericht. Man trägt derbwitzige Stücke vor, in denen Peinlichkeiten bekannter Elzacher Bürger aus dem letzten Jahr verballhornt werden. Bis 1870 war das Taganrufen der Beginn der Fasnet. Es startet am Ladhof, welcher schon im Jahre 1362 in Verbindung mit einer Gastwirtschaft bestand. Seinen Namen erhielt er wohl daher, dass hier der Umladeplatz für Frachtfuhrwerke auf ihrem Weg zum Schwarzwald war. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich hier die einzigartige verfassungsrechtliche Situation, dass zwei verschiedenen Herrscherhäuser – Baden und Fürstenberg – in jährlichem Wechsel gemeinschaftlich über Prechtal regierten.  

Der Elzacher Ehrenbürger und Erznarr Josef Weber hat im Zuge seiner intensiven Quellenforschungen den bis dahin frühsten Beleg für das Taganrufen entdeckt. Er stammt aus einem Gerichtsprotokoll vom 26. Februar 1742, in dem ein Streit zwischen Claus Wernet und dem damaligen Adlerwirt Andreas Merkle dokumentiert wird:

 

Bild NZE: Das Aktuelle Narrenbuch

Merkle beschwerte sich darin beim Stadtgericht, das über ihn und seine Familie gelesene Fasnetstückle vom „Schurthis Tag“ 1742 habe sich ehrschädigend ausgewirkt. Das Narrengericht hatte ihm vorgeworfen, seine Kinder durch unsachgemäße Zubereitung von Kartoffeln krank gemacht zu haben. Man kann sich unschwer vorstellen, welchen Anklang solch ein „Missgeschick“ unter der närrischen Bürgerschaft fand, zumal es sich bei der Zielperson in diesem Stückle erschwerend um einen Gastwirt handelte.  

Im Jahr 1903 wurde das prächtige Narrenbuch geschaffen, in dem die am Montagmorgen gelesenen Fasnetstückchen nebst dazugehörigen Illustrationen niedergeschrieben werden. Das heutige Exemplar muss auch einen Vorgänger gehabt haben, doch leider ist dieses Buch nicht mehr vorhanden.

 

Vom Bengelreiten ist 1841 letztmals in den Ratsprotokollen die Rede; es wurde schließlich 1936 wieder eingeführt und findet im siebenjährigen Rhythmus immer am Nachmittag des Fasnetmontags statt – 2020 ist es wieder soweit! Fällt bei dem heißen Kampf der Frauen der Bengelreiter (der zuletzt verheiratete Elzacher) von seinem schwankenden Sitz auf die Straße, dann muss er ein Bad im Nikolausbrunnen nehmen.

 

 

Die Jahre vor und nach dem ersten Weltkrieg waren für die Elzacher Fasnet zukunftsweisend. Auf Initiative von Stadtpfarrer Carl Groß hätten die „wüsten Gfrisser“ aus dem Narrentreiben verschwinden sollen. Schönere Larven, der Villinger Fastnacht entlehnt, sollten dem Schuttig ein weniger grausiges Aussehen verleihen. Doch verschwanden die „Narrolarven“ nach einigen Jahren wieder aus dem närrischen Treiben. 

Die „Reformation“ von 1911 hatte jedoch nachhaltigen Einfluss auf das Elzacher Fastnachtsgeschehen. Der abendliche Fackelumzug am Sonntagabend, der schwarze Teufelsschuttig, der neue Fasnetmarsch, sowie eine Neugestaltung der Schuttiganzüge stammen aus jener Zeit und sind heute fester Bestandteil des närrischen Geschehens.  

Dass jedoch die neuen Formen nicht kritiklos akzeptiert wurden, ja selbst vor dem närrischen Gericht nicht verschont blieben, belegt ein im Narrenbuch niedergeschriebener Vers aus dem folgenden Jahr:

 

Alte Sitte, alter Brauch ,

ändert man in Elzach auch.

Der alte Narr voll Dreck beschmutzt,

der stoht jetz do, ganz fein geputzt.

Und aus dem Schuttig, nach dem alte ,

wird später sich ä Puppa gschtalta.“

 

Die sogenannte „Revolutionsfasnet“ von 1920 zeigte, dass sich die Elzacher Narren durch Verbotsversuche der Obrigkeit (s.o.) nicht von ihrer Fasnet abhalten ließen: Die Schuttig wurden von einer 25 Mann starken Polizeiabordnung, die mit dem Zug eigens angereist war, zur Auflösung gezwungen. Erst auf Vermittlung von Bürgermeister und Stadtpfarrer konnten die Beamten zur Umkehr bewegt werden.  

Revolutionsfasnet 1920

Bild: Erwin Krumm

1920-2020 - 100 Jahre Revolutionsfasnet 1920-2020 - 100 Jahre Revolutionsfasnet

Die „Revolutionsfasnet“ hatte indirekt auch die Gründung der Narrenzunft Elzach im Jahre 1924 zur Folge. Man wollte so den Fasnetsgegnern  mit einer eigenen Organisation gegenüber treten. Belege für eine zunftähnliche Vereinigung in früherer Zeit finden sich in einer Urkunde, die schon im Jahre 1834 von einem „Schuttigschultheiß“ spricht. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass es sich hierbei um eine frühe Zunft in engerem Sinne gehandelt hat.  Zum 100 jährigen Jubiläum der Revolutionsfasnet im Jahr 2020 wurde eine Sonderplakette herausgebracht, welche in der NZE käuflich zu erwerben ist.


Moritat Elzach 1927

Bild NZE: Moritat 1927

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Fasnet vielfache Veränderungen: die Zahl der aktiven Narren stieg und steigt stetig an, entsprechend groß wurden die Umzüge, sodass statt einer mittlerweile vier Kapellen benötigt werden. Welche Anziehungskraft die Elzacher Fasnet auch für die umliegenden Gemeinden hat, wird deutlich an der großen Zahl der auswärtigen Zuschauer.

Bis in die 1970er nahmen an den großen Umzügen Wagen teil, von denen einige auch national- und weltpolitische Ereignisse zum Thema hatten. Diese dem rheinischen Karneval nahen Elemente hielten sich erstaunlich lange; sie bildeten gewissermaßen ein Überbleibsel des Versuches, die Fastnacht zu karnevalisieren. Sie hatten auch die romantisierenden Tendenzen der Zwischenkriegszeit überdauert und schliefen nach und nach ein. 

 


Im Zuge des Narrentages des Viererbundes im Jahre 1969 wurde der neue Schuttigbrunnen eingeweiht. Der Elzacher Künstler Erwin Krumm hatte den springenden Schuttig, die acht Bronzereliefs und die vier Wasserspeier in zweijähriger Arbeit geschaffen und Stadt und Narrenzunft geschenkt. Das Becken des alten Schuttigbrunnens ziert seit 1987 eine Latscharifigur. Die Schuttigfigur des alten Brunnens befindet sich jetzt am Ladhof und wacht über den Platz, an dem die Schuttig vor dem Fackelumzug ihre Fackeln entzünden. Im Zuge der Straßen-Neubaumaßnahmen wurde der neue Brunnen 2012 an den Bärenplatz versetzt.


Auch in jüngster Vergangenheit bewiesen die Elzacher Narren, dass sie sich ihre Fasnet von niemandem verbieten lassen. Während der Golfkrise 1991 vermochten weder Politik noch Medien die Narren an ihrem Recht zu hindern. Ähnlich wie in anderen Fastnachtshochburgen des schwäbisch-alemannischen Raumes, bewiesen auch die Elzacher Narren, dass sie Teil eines lebendigen Brauchtums sind, welches sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Zwar waren alle offiziellen Veranstaltungen abgesagt worden; die Fasnet nahm jedoch, wenn auch zu Beginn zögerlich, fast ihren gewohnten Lauf. In der Erinnerung der Elzacher Narren, war diese „Notfasnet“ wegen ihres gemütlichen Charakters sogar besonders schön.

Obwohl die Elzacher Fasnet im Lauf der Zeit viele Veränderungen erfahren hat, hat sie sich doch immer ihren eigenen Charakter bewahrt. Jung und Alt nehmen mit ungebrochener Faszination an ihr Teil, und wenn die „Tollen Tage“ näher rücken, kann sich niemand mehr ihrem Bann entziehen.

Bilder: NZE / Fleig / Rü / KM / u.a.


  

Alter Elzacher Fasnetmarsch:

 

Alter Elzacher Fasnetmarsch
Text von Fritz Gysler
Fasnetmarsch.pdf (26.87KB)
Alter Elzacher Fasnetmarsch
Text von Fritz Gysler
Fasnetmarsch.pdf (26.87KB)